FLATZ, Selbstportrait mit Hammer, 1990,
Foto: Andreas Struck
© FLATZ Foundation
FLATZ, Selbstportrait mit Hammer, 1990,
Foto: Andreas Struck
© FLATZ Foundation

Ausstellung

FLATZ

Something wrong with physical sculpture

Pinakothek der Moderne | Kunst
09.02.2024 — 12.05.2024
Temporär 1

Der Aktionskünstler, Bildhauer, Bühnenbildner, Musiker und Poet FLATZ zählt zu den außergewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart. Eine retrospektive Ausstellung in der Pinakothek der Moderne fokussiert das zentrale Thema seines Schaffens: den Körper.

Die Performances, Skulpturen und multimedialen Rauminstallationen von FLATZ (*1952) sind extrem und aufrüttelnd. Häufig kommt der eigene Körper des Künstlers zum Einsatz – insbesondere, um damit der menschlichen Verletzlichkeit Ausdruck zu verleihen und der Teilnahmslosigkeit des Publikums entgegenzuwirken. 1979 posierte der damals 27-jährige FLATZ nackt als lebende Dartscheibe. Diese durfte von den Zuschauenden mit Pfeilen beworfen werden, für einen Treffer stand ein Preisgeld von 500 Mark in Aussicht. Der elfte Wurf aus dem Publikum traf und verwundete den Künstler, die Performance war zu Ende. In der Silvesternacht 1990/91 ließ sich FLATZ im georgischen Tiflis kopfüber zwischen zwei Stahlplatten aufhängen, um wie ein Glockenklöppel pendelnd lautstark gegen das Metall zu prallen – ganze fünf Minuten lang, bis er bewusstlos wurde. Im Anschluss erklang der doppelt so lange Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß, zu dem ein festlich gekleidetes Paar tanzte.

Einer internationalen Kunstöffentlichkeit bekannt wurde der gebürtige Österreicher 1992 mit seinem Beitrag „Bodycheck“ für die Documenta IX in Kassel. Das Werk bestand aus 90 schwarzen, von der Decke herabhängenden Boxsäcken, jeder einzelne dem Körpergewicht des Künstlers entsprechend. Das Documenta-Publikum musste sich, um den Raum zu durchqueren, mit einiger Anstrengung zwischen den Säcken durchkämpfen. FLATZ bezeichnete diese wie viele andere seiner Arbeiten als „Physical Sculpture“. Bei den „Physical Sculptures“ wird eine unmittelbare Interaktion zwischen Werk und Betrachtenden hervorgerufen – physisch oder psychisch.

Mit ausgewählten Werken von den späten 1970er-Jahren bis heute widmet sich die Ausstellung dem bedingungslosen Körperbegriff von FLATZ, der immer wieder auf unverwechselbare Weise auch sensitive und fragile Ebenen anspricht. Auf diesen Aspekt nimmt ein 1997 entstandenes Selbstporträt explizit Bezug, dessen Titel „Something Wrong with Physical Sculpture“ gleichzeitig Name der gesamten Ausstellung ist.

Kurator: Bernhart Schwenk

Eröffnung

Wir laden Sie herzlich zur Ausstellungseröffnung am 08. Februar, 19.00 Uhr, in die Pinakothek der Moderne ein. 
In Anwesenheit des Künstlers FLATZ.

19.00 | Es sprechen:
Bernhard Maaz, Generaldirektor Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Bernhart Schwenk, Kurator der Ausstellung und Sammlungleiter Gegenwartskunst
Elisabeth Schweeger, Kulturmanagerin

Ab 19.30 | Benefiz-Auktion "Die Haut zu Markte tragen" 
Ab 20.30 | Musik von FLATZ / GUTBROD sowie DJ HELL
Afterparty im P1

DO 08.02., 19.00-22.30 | Eröffnung mit Benefizauktion und Musik | Eintritt frei

Live-Stream des Eröffnungsabends

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Benefizauktion am Eröffnungsabend

Die Pinakothek der Moderne gibt bekannt, dass die geplante Charity-Auktion im Rahmen der Flatz-Ausstellung entfallen ist, weil ein international tätiger Schweizer Sammler an den Künstler herangetreten ist, um alle zwölf Werke, die zur Versteigerung vorgesehen waren, als ungeteilte Werkgruppe zu erhalten. Die Ausstellung  ist ab 09. Februar für die Öffentlichkeit zugänglich.

Das letzte große Werk von FLATZ ist so herausfordernd wie sein Kunstbegriff. Es entsteht posthum, wird aber bereits jetzt veräußert: „Die Haut zu Markte tragen” besteht aus 13 einzelnen Arbeiten – sämtlichen Tattoos, die sich der Künstler seit 1975 in die Haut stechen ließ. Sie weisen Worte und Symbole in unterschiedlichsten (Zeichen-)Sprachen auf: Deutsch, Englisch, Russisch, Japanisch, Altgriechisch, Latein, ein heraldisches Ornament sowie einen Barcode. Sie reichen von einem sehr kleinen Motiv auf dem Finger bis zum Begriff „Physical Sculpture“, der den oberen Rücken des Künstlers bedeckt. Einer alten japanischen Tradition folgend, wird nach FLATZ‘ Ableben jedes einzelne dieser Tattoos ausgeschnitten, präpariert und
hinter Glas präsentiert. Unter dem Titel „Die Haut zu Markte tragen“ werden die Tattoos des Künstlers versteigert, die seinen Körper bedecken. Bis zur posthumen Übergabe der präparierten Hautstücke dienen Ganzkörperfotografien mit den jeweils markierten Hautpartien als symbolische Statthalter.

Die Benefizauktion zur Unterstützung des Museums sowie der FLATZ Stiftung wird von Christie's durchgeführt. 
Telefongebote können bis 08.02.2024, 15.00, unter +49 (0)89 24 20 96 80 / mhuyn@christies.com / kkluehspies@christies.com
abgegeben werden.

Weitere Informationen

Wie in seinem Gesamtschaffen geht es FLATZ auch bei „Die Haut zu Markte tragen” um die Kreativität, die
Fragilität, aber auch die Abhängigkeit und Vergänglichkeit des Menschen. In einem letzten Akt überträgt er
seine Haut und damit seine Existenz an die Kunst.

DO 08.02., 19.30 bis 20.30 | Benefizauktion | Pinakothek der Moderne, Rotunde
Zum Live-Stream

Begleitprogramm

SCREENING PERFORMANCEFILME

FLATZ. SOMETHING WRONG WITH PHYSICAL SCULPTURE

DO 22.02.2024 | 19.00 - 20.30 | Eintritt frei

FLATZ (*1952) zählt zu den prominentesten internationalen, in München lebenden Künstlerpersönlichkeiten. Mit Performances, Skulpturen und multimedialen Rauminstallationen wurde der gebürtige Österreicher in den 1970er Jahren bekannt. Die Werke von FLATZ sind extrem und auf Provokation angelegt, immer wieder kommt der eigene Körper zum Einsatz, um menschlicher Verletzlichkeit Ausdruck zu verleihen und der Teilnahmslosigkeit des Publikums entgegenzuwirken.

Mit Werken aus allen Schaffensphasen widmet sich die Ausstellung dem radikalen Körperbegriff von FLATZ, der auf unverwechselbare Weise immer auch die sensitiven und fragilen Aspekte in den Blick nimmt.

Das Screening der Performancefilme findet im Ernst von Siemens-Auditorium statt.
Beginn: 19.00 | Eintritt frei