Was wohl die am häufigsten verwendete Farbe auf den Gemälden der Alten Pinakothek ist? Rot! Hätten Sie das gedacht? Nun, wir auch nicht. Das ist nur eine von vielen neuen Erkenntnissen, die wir durch die Verschlagwortung der ausgestellten Gemälde der Alten Pinakothek gewonnen haben.
Seit 2022 arbeiten wir, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, an "Alte Pinakothek Unframed", einem neuen digitalen Besuchsassistenten, der es den Besucher:innen ermöglicht, die Alten Meister neu zu entdecken. Neben thematisch kuratierten Rundgängen wird es die Möglichkeit geben, selbst Touren nach eigenen Interessen zusammenzustellen und mit Freunden und Bekannten zu teilen. Besucher:innen können auf Basis von personalisierten Empfehlungen Themen, die in den Gemälden der Alten Pinakothek verhandelt werden, erschließen und entdecken.
Damit man ab Winter diesen Jahres die Meisterwerke so entdecken kann, haben wir fast 700 Gemälde der Alten Pinakothek verschlagwortet, das heißt mit Begriffen wie „Frau“, „Heilige“, „Himmel“, „Glück“ oder auch „Schmerz“ beschrieben. So kann man zielgerichtet Gemälde zu bestimmten Themen ansehen und neue Zusammenhänge entdecken. Dieses Verschlagworten ist komplexer als man denkt: denn jeder Mensch sieht (und empfindet) Kunst anders und hat ein anderes Vorwissen. Insofern ist es wichtig, dass nicht nur eine Person verschlagwortet, sondern mehrere, um einen solchen Bias – den man freilich nie vollständig ausschließen kann – auszugleichen. Eine neutrale Beschreibung von Kunst ist also unmöglich. Gleichzeitig verändert sich der Blick auf die Kunst, wenn man darüber spricht. Das haben wir bei der Arbeit schnell gemerkt. Nachdem eine Kollegin erwähnte, sie würde überall Wolken sehen, haben auch die anderen Mitarbeitenden überall Wolken gesehen…