Der Blog der Pinakotheken

Geschichten aus dem Museum

16.04.24 | Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Fremdes Werk in Pinakothek der Moderne

Sammlung Moderne Kunst

Wie einige Medien bereits berichteten, wurde Ende Februar ein fremdes Bild in der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne entdeckt.

War es ein Mitarbeiter der Pinakothek der Moderne?

Der 51-Jährige war an einem der vier Museen, die sich in der Pinakothek der Moderne befinden, als Angestellter in Teilzeit beschäftigt. Der Mann war nicht bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Die Pinakotheken) angestellt, zu der die Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne gehört, sondern beim Architekturmusem. 

Wie wurde das Werk angebracht?

Der Mitarbeiter des anderen Museums nutzte seinen Dienstausweis und hatte damit während seiner Arbeitszeit außerhalb der regulären Öffnungszeiten auch Zugang zur Sammlung Moderne Kunst im Obergeschoss. Er nahm zwei Bohrungen vor, fügte anschließend Dübel ein und verschraubte das Bild fest in der Wand.

Wurde Strafanzeige gestellt?

Die Anzeige wurde umgehend nach Entdeckung gemäß den Sicherheitsvorschriften gegen Unbekannt gestellt. Dieser Antrag wurde im März zurückgezogen.

Wurde der Mitarbeiter gefeuert?

Nein, es wurde der Arbeitsvertrag in beidseitigem Einvernehmen aufgelöst. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Die Pinakotheken) waren daran nicht beteiligt.

War es eine künstlerische Intervention?

Wir sagen Nein. Eine künstlerische Intervention lebt davon, Hürden zu überwinden, um die eigene Kunst in Fremdräumen zu platzieren, so wie es des Öfteren in Museen zu beobachten ist. Im vorliegenden Fall handelt es sich lediglich um einen Vertrauensbruch gegenüber den Museen, indem der Mitarbeiter sich mit seinem Ausweis ungehindert Zugang zu unseren Ausstellungsräumen außerhalb der Öffnungszeiten verschaffte.

In einem Museum mit den weltweit umfangreichsten Beständen für moderne und zeitgenössische Kunst, Graphik, Design und Architektur müssen sich Mitarbeiter:innen selbstverständlich an die Sicherheitskonzepte halten, damit die internen Abläufe nicht behindert oder gar gefährdet und infolge eines solchen Vorfalls zunehmend bürokratisiert werden.

Was uns wichtig ist:

Viele in Teilzeit beschäftigte technische Angestellte sind freischaffende Künstler:innen. Sie bringen ein besonderes Gespür für die Kunst mit, die sie im Zuge von Ausstellungsaufbauten bewegen und montieren. Der Mitarbeiter war nicht in der Sammlung Moderne Kunst beschäftigt.

Alle an den Ausstellungen der Sammlung Moderne Kunst beteiligten Personen sind ein integraler Bestandteil unseres Teams. Die Wertschätzung dieser Personen drückt sich nicht nur in der direkten Zusammenarbeit aus, sondern wird auch in Eröffnungsreden, Wandtexten sowie begleitenden Publikationen sichtbar. Dies ist ein Prozess, der niemals abgeschlossen sein kann und an dem kontinuierlich gearbeitet werden muss.

Statement Andres Lepik, Direktor des Architekturmuseum der TU in der Pinakothek der Moderne: 

Wenn Mitarbeitende eines Museums das in sie gesetzte Vertrauen brechen, d.h.: in den hoch geschützten Museumsräumen unter Nutzung ihres Dienstausweises und damit unter Umgehung des Sicherheitssystems ihren privaten Aktivitäten nachgehen, können ihnen von da an keine Aufgaben mehr im Museum überlassen werden. Die öffentlichen Museumseinrichtungen tragen Sorge und Verantwortung dafür, dass alle Sammlungsbestände wie auch externe Leihgaben, die in Ausstellungen und den Museumsräumen gezeigt werden, geschützt sind.  

Wer sich über diese differenzierten Prozesse eigenmächtig und unter Ausnutzung seiner privilegierten Position als Mitarbeiter:in hinwegsetzt, hat die elementaren Grundregeln für seine Beschäftigung grob verletzt. 

Statement Bayerische Staatsgemäldesammlungen (Die Pinakotheken):

Die Präsentationen und Ausstellungen in der Pinakothek der Moderne zeichnet eine Leidenschaft für die Gegenwart, für aktuelle und relevante Strömungen aus. Die Gegenüberstellungen und Dialoge der Werke werden von den Kurator:innen sorgfältig für das Publikum erarbeitet und dürfen aus Kollegialität und Respekt vor der wissenschaftlichen Arbeit nicht willkürlich verändert oder aus egoistischen Motiven erweitert werden.

Auf Basis des Angestelltenverhältnisses und aufgrund der unvergleichlichen Bestände an moderner und zeitgenössischer Kunst sowie Graphik, Design und Architektur verpflichten sich Mitarbeiter:innen u.a. dazu, die strengen Sicherheitskonzepte einzuhalten, wertvolles Kulturgut nicht in Gefahr zu bringen und kuratorische Konzepte nicht zu verfremden.

Die Pinakothek der Moderne vereint vier Museen unter einem Dach. Kunst, Graphik, Architektur und Design begegnen sich in einem der größten europäischen Sammlungshäuser für Kunst und Gestaltung des 20. und 21. Jahrhunderts. Die multidisziplinäre Programmatik des Hauses ist geprägt durch eine Leidenschaft für die Gegenwart. Auf bis zu 13.000 qm Ausstellungsfläche ist eine zeitgemäße und dynamische Auseinandersetzung mit aktuellen und relevanten Strömungen in rund 30 Ausstellungen pro Jahr zu erleben. Das Zentrum des Hauses, die lichtdurchflutete Rotunde, dient als Ort der lebendigen Begegnung und des Gesprächs. Sonntags beträgt der Eintritt nur 1 Euro für alle!


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Bayerische Staatsgemäldesammlungen Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen betreuen einen wesentlichen Teil des Gemälde- und Kunstbesitzes des Freistaates Bayern sowie die dazugehörigen Münchener Museen: die Alte Pinakothek, die Neue Pinakothek, die Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, die Sammlung Schack, das Museum Brandhorst und darüber hinaus zwölf Staatsgalerien in ganz Bayern. Hier arbeiten Kunsthistoriker:innen verschiedener Spezialgebiete, Naturwissenschaftler:innen und Restaurator:innen des angeschlossenen Doerner Instituts zusammen mit zahlreichen weiteren Mitarbeiter:innen daran, den großen Bestand von mehr als 30.000 Objekten zu verwalten, zu erhalten und wissenschaftlich zu erschließen.