Sammlungspräsentation

MIX & MATCH

Die Sammlung neu entdecken

Pinakothek der Moderne | Kunst
15.09.22 — 31.12.24
Säle 1-17, 27-33, 35

Zum 20-jährigen Jubiläum der Pinakothek der Moderne präsentiert sich die Sammlung Moderne Kunst neu auf 3.600 qm Ausstellungsfläche mit rund 350 Werken von mehr als 150 Künstler:innen. Unter dem programmatischen Ausstellungstitel MIX & MATCH begegnen sich Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Videokunst erstmals in epochen- und medienübergreifenden Themenräumen. Kunstwerke aus 120 Jahren eröffnen in unkonventionellen Gegenüberstellungen lebendige Perspektiven auf zentrale Fragestellungen unserer Gegenwart.

Seit der Eröffnung der Pinakothek der Moderne 2002 haben sich nicht nur die Sammlungsbestände vergrößert und erweitert. Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche und Krisen überdenkt die Institution Museum vielfach ihre Kernaufgaben und Ausstellungspraxis. Im Zuge von Globalisierung und Vernetzung besteht der Wunsch nach einer Revision des eurozentristischen und nordamerikanischen Kanons. Das Bewusstsein für eine Kunstgeschichte der Wieder- und Neuentdeckungen ist geweckt.

Die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen während der vergangenen zwanzig Jahre haben für die Sammlung Moderne Kunst nicht nur eine willkommene Verjüngung und Internationalisierung mit sich gebracht, sondern auch eine bewusste Erweiterung der ehemals ausschließlichen Gemäldesammlung um die Bereiche Skulptur, Installation, Fotografie und Zeitbasierte Medien. Ein Meilenstein für die Ausweitung der fotografischen Bestände um die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war 2010 die Angliederung der Stiftung Ann und Jürgen Wilde. Die jüngst aufgenommene Kooperation mit der Written Art Collection verbreitert das Spektrum der Sammlung um Kulturräume des Nahen und Mittleren Ostens sowie Ostasiens.

Der neue Sammlungsrundgang beleuchtet Inhalte, die für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts von zunehmender Relevanz sind – wie sozialer Zusammenhalt, Migrationsbewegungen, neue Formen der Arbeit oder Umweltfragen. Aber auch kunsthistorisch traditionsreiche Gattungen und Motive wie der Akt, das Selbstporträt oder Naturbilder bis hin zu ästhetischen Konzepten des Anti-Akademischen oder des Spirituellen werden von Künstlerinnen und Künstlern neu befragt.

Als gattungs- und epochenübergreifende Präsentation folgt MIX & MATCH sowohl der interdisziplinären Gründungsidee der Pinakothek der Moderne als auch dem Bewusstsein für Diversität und Wandel in unserer unmittelbaren Gegenwart. Entsprechend ist MIX & MATCH auch keine statische Präsentation. Empfindliche Werke auf Papier oder textile Arbeiten werden in regelmäßigen Abständen ausgewechselt. Durch diese Umhängungen entstehen neue Dialoge und es können deutlich mehr Exponate aus den reichen Sammlungsbeständen gezeigt werden; einige von ihnen sind bislang noch nie präsentiert worden. Ein wiederholter Besuch ist daher lohnenswert.

Unter den Künstler:innen des Jubiläumsjahres sind:

Herbert Achternbusch, Bas Jan Ader, Etel Adnan, Siegfried Anzinger, Ida Applebroog, Joannis Avramidis, Monika Baer, Lewis Baltz, Georg Baselitz, Bernd & Hilla Becher, Max Beckmann, Laurenz Berges, Benjamin Bergmann, Joseph Beuys, Aenne Biermann, Karl Blossfeldt, Alighiero Boetti, André Butzer, Heinrich Campendonck, Lovis Corinth, David Claerbout, Robert Delaunay, Rineke Dijkstra, Peter Doig, César Domela, Carroll Dunham, Tracey Emin, Dan Flavin, Max Ernst, Omer Fast, Lee Friedlander, Otto Freundlich, Franz Gertsch, Rupprecht Geiger, Carl Grossberg, Katharina Grosse, Andreas Gursky, Hans Hartung, Haubitz + Zoche, Florence Henri, Jenny Holzer, Axel Hütte, Alexej Jawlensky, Asger Jorn, Wassily Kandinsky, On Kawara, Mike Kelley, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Jochen Klein, Oskar Kokoschka, Helmut Kolle, Käthe Kollwitz, Germaine Krull, Marie-Jo Lafontaine, Bo Christian Larsson, Maria Lassnig, Wilhelm Lehmbruck, Eva Leitolf, Zoe Leonard, Carl Lohse, August Macke, René Magritte, Mark Manders, Franz Marc, Henri Matisse, Jonathan Meese, Stephan Melzl, Olaf Metzel, Giorgio Morandi, Otto Mueller, Nicholas Nixon, Henrik Olesen, Martin Parr, Beate Passow, A. R. Penck, Paul Pfeiffer, Pablo Picasso, Adrian Piper, Sigmar Polke, Carl Theodor Protzen, Neo Rauch, Franz Radziwill, Albert Renger-Patzsch, Germaine Richier, Gerhard Richter, August Sander, Christian Schad, Josef Scharl, Oskar Schlemmer, Michael Schmidt, Bernard Schulze, George Segal, Friedrich Seidenstücker, Tschabalala Self, Gino Severini, Renée Sintenis, Thomas Steffl, Norbert Tadeusz, Rosemarie Trockel, Luc Tuymans, Andy Warhol, Jeff Wall, Fritz Winter, Amelie von Wulffen, Stefanie Zoche u. v. m.

Die Neueinrichtung der Säle wurde durch zahlreiche „Raumpatenschaften“ ermöglicht. Ihnen gilt ein herzlicher Dank für die großzügige Unterstützung.

Gefördert durch: 
Allianz; Atoss Software AG; Karin und Roland Berger; Deutsche Invest Capital Partners; DJE Kapital AG; goetzpartners, Herbert Schuchardt Stiftung; International Patrons of the Pinakothek e.V.; Martina und Florian Kurz; PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.; Ragaller Gruppe Deutschland; Dr. Helmut Röschinger; Theo Wormland Stiftung; VHV Stiftung; Adelhaid Winterstein; Written Art Collection

Medienpartner:
ARTE, egoFM, Süddeutsche Zeitung

#PinaMixAndMatch 

Saal 2 | Die Kinder des Künstlers | Judith Csiki und Simone Förster

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Saal 6 | Lampedusa | Franziska Kunze und Bernhart Schwenk

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Saal 30 | Das Licht und Etliches | Oliver Kase und Tatjana Schäfer

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Statements des Teams der Sammlung Moderne Kunst

Oliver Kase, Sammlungsleiter Klassische Moderne / Sammlungsdirektor Sammlung Moderne Kunst:

Die bislang vorherrschende Präsentation von Meisterwerken der Klassischen Moderne, üblicherweise in mehr als einem Dutzend Sälen der Pinakothek der Moderne als Schwerpunkt der Sammlung gefeiert, weicht nun dem experimentellen Dialog mit anderen Medien und Epochen aus dem Blickwinkel des 21. Jahrhunderts. Durch diese Grenzüberschreitungen verspreche ich mir, das Publikum zu überraschen, Neugierde und Leidenschaft zu entfachen, es in seiner Reflexions- und Kritikbereitschaft anzuspornen. Den aktuellen multimedialen Rezeptionsgewohnheiten unserer Zeit entspricht diese Präsentation eher als eine voraussagbare Abfolge von Gemälderäumen.

Simone Förster, Sammlungsleiterin Stiftung Ann und Jürgen Wilde:

Das Sammler:innen- und Galerist:innenpaar Ann und Jürgen Wilde hat sich seit den 1960er-Jahren in seiner Arbeit und seinem Engagement für die Anerkennung der Fotografie als Kunst eingesetzt. Nicht zuletzt führte dies 2010 zur Angliederung ihrer Stiftung an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Mit der Beteiligung der Stiftung Ann und Jürgen Wilde an der gattungs- und epochenübergreifenden Neuhängung der Sammlung Moderne Kunst erfüllt sich in diesem Experiment also auch ein lang gehegtes Anliegen. Ich freue mich auf die Fotografie als eine weitere Stimme im vielsprachigen Dialog der Kunstwerke. Vielleicht wird sie in manchem Raum nur eine leise Anmerkung machen, in einem anderen hingegen eine laute These in die Debatte der Künste einwerfen.

Tatjana Schaefer, Assistenzkuratorin für Kunst ab 1945, Schwerpunkt amerikanische Kunst:

Im Gegensatz zu Bildwerken, die ein Fenster in einen Illusionsraum eröffnen, behaupten sich Minimal-Objekte im selben Raum wie die Betrachtenden. Aus dieser Diskrepanz resultiert die Herausforderung, Minimal Art mit Werken zu mischen, hinter denen ein anderes Bildverständnis steht. Die räumliche Erfahrbarkeit der Minimal Art wird dadurch aber nicht eingeschränkt oder ausgebremst. Ganz im Gegenteil. So verhelfen die an verschiedenen Punkten der Ausstellung platzierten Minimal-Werke dazu, die Besucher:innen immer wieder auch im Hier und Jetzt zu verorten, das Publikum also bewusst pendeln zu lassen zwischen dem Eintauchen in Bildwelten und der eigenen Vergegenwärtigung im Museumsraum.

Bernhart Schwenk, Sammlungsleiter Kunst ab 1960 und Gegenwartskunst:

In der Kunst sämtlicher Epochen spiegelt sich die Gegenwart. Zum einen war jedes Werk im Augenblick seiner Entstehung zeitgenössisch, zum anderen können wir auch ältere Kunst nicht anders verstehen als aus der Perspektive unserer Zeit. Die Annahme dieses Jetzt in jeglichem Kunstwerk ist aus meiner Sicht der große Reiz einer nicht chronologisch geordneten, generationsübergreifenden Ausstellung unserer Sammlung. Zudem gibt es verbindende Themen, die für Künstlerinnen und Künstler – unabhängig von der jeweiligen historischen, gesellschaftlichen oder politischen Situation – durchgehend von Bedeutung waren und sein werden. Kunst versucht immer, Konflikte spürbar zu machen, Balancen herzustellen oder Metaphern für existenzielle Fragen zu finden, wenngleich in jeder Zeit anders.

Franziska Kunze, Sammlungsleiterin Fotografie und Zeitbasierte Medien:

Natürlich ist es eine Herausforderung, den konservatorisch notwendigen Wechsel von fotografischen Werken in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus einzuplanen, das Thema des Raumes immer wieder aufs Neue durch eine starke Auswahl zu diskutieren und dabei die benachbarten Arbeiten nicht aus dem Blick zu verlieren. Gleichzeitig sehe ich darin aber eine große Chance. Im Schnitt können Museen nur drei Prozent der Werke, die sie besitzen, ausstellen. Es ist die Spitze des Eisbergs, die sich vor den Besucher:innen auftut, während im Depot ungleich mehr Werke schlummern. Hier kann ich nun aus dem Vollen schöpfen, den Bestand unter verschiedenen Aspekten aktivieren und beim gemeinsamen Planen meinen Sammlungsbereich durch die Augen der anderen Kurator:innen noch einmal neu entdecken.

Judith Csiki, Kuratorin Written Art Collection:

Als öffentliche Kunstsammlung ist man unweigerlich an der Kanonbildung einer bestimmten Epoche beteiligt. Diese Kanonbildung erzeugt notwendigerweise Gewichtungen von Künstler:innen, Kunstströmungen, Medien und Kulturkreisen, wodurch an anderer Stelle wiederum Desiderate entstehen. Die Sammlung Moderne Kunst ist geprägt von einem Fokus auf die herausragenden, international bekannten Künstler:innen aus dem Westen. Seit mehreren Jahren wird dieser Fokus um Werke aus nichtwestlichen Kulturen erweitert, wozu auch die seit 2019 bestehende Zusammenarbeit mit der Written Art Collection einen wesentlichen Beitrag leistet. Ihr thematischer Akzent, der von kalligrafischer über gestische bis hin zu informeller Kunst reicht, korrespondiert auf vielfältige Weise mit dem Museumsbestand und eröffnet dadurch stets neue Perspektiven auf die einzelnen Sammlungsbereiche.

Die Kurator:innen der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne (v.l.n.r.): Franziska Kunze, Tatjana Schäfer, Oliver Kase, Judith Csiki, Bernhart Schwenk und Simone Förster (Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Elisabeth Greil)

Vergangene Veranstaltungen

Rundgang

Pinakothek der Moderne I 1. Obergeschoss I Saaltitel MIX & MATCH

Weitere Informationen

Weitere Informationen zur Diskussion um den Raum Panoptikum finden Sie in unserem Blog.