Braunkohlengrube (M+)

Pierre Bonnard

Braunkohlengrube, um 1918/20

Öl auf Leinwand, 242,5 x 337,0 cm
1966 aus Privatbesitz erworben
Inv. Nr. 13721

Details   

Braunkohlengrube

Bonnards »Braunkohlengrube« zählt zu einer Gruppe großformatiger Dekorationsprojekte, die markant aus dem OEuvre des Künstlers hervortritt. Charakteristisch für diese Gruppe ist dabei, dass die monumentalen Formate nicht repräsentative Historienbilder zeigen, sondern mitunter beiläufige Szenen einer alltäglichen Lebenswelt. Spielende Kinder im Garten etwa, die Terrasse seines Landhauses in Vernon oder eben die Braunkohlengrube zeigen Lebenswirklichkeiten, die für die jeweiligen Personen bzw. Auftraggeber von bestimmendem Einfluss sind. Für das vorliegende Gemälde ist anzunehmen, dass es eine Grube von Terrenoire bei St. Etienne zeigt, der der langjährige Freund und Förderer Bonnards, Thadée Natanson, vorstand. Natanson hatte 1891 u. a. die avantgardistische »Revue blanche« gegründet und war als Publizist und Autor Bonnard wie seinen Künstlerfreunden der »Nabis« gleichermaßen verbunden.
Mit dieser Formulierung einer neuen Bildgattung, welche die traditionellen Genres des Tafelbildes durch die lebensweltliche Dekoration ersetzt – der Künstler entwarf auch den Dekor für Stühle und Schränke –, nimmt Bonnard das Anliegen der Nabis auf, mit der Kunst neue geistige Impulse zu geben, die das Leben in all seinen Facetten erfassen sollten. Es kann daher auch nicht überraschen, mit der Darstellung der düsteren Braunkohlengrube im Grünen spielende Kinder vereint im Bild zu sehen.

Pierre Bonnard (1867 ‐ 1947)

Leben und Werk

Geboren am 3. Oktober 1867 in Fontenay-aux-Roses, gestorben am 23. Januar 1947 in Le Cannet bei Cannes. - Nach einem juristischen Studium entschloss sich Bonnard zum Kunststudium an der École des Beaux-Arts, dann an der Académie Julian in Paris, wo er mit Paul Sérusier, Maurice Denis und Édouard Vuillard bekannt wurde. Mit diesen gründete er 1889 die Künstlergemeinschaft »Nabis« (Propheten), deren hebräischer Name ihre symbolistische Grundtendenz betonen sollte. Bonnard, der bis 1936 vorwiegend in Paris arbeitete, löste sich nie ganz vom Impressionismus. In seiner flächenhaften Malerei, welche die Linie betont, bevorzugte er klare, harmonische Farben.